Zweites UNIC CityLab „Diversität und Rassismus“
Das zweite UNIC Pop-up CityLab fand am 10. August in der Rotunde in Bochum zum Thema „Diversität und Rassismus“ statt. Eingeladen waren neben den Teilnehmenden des ersten UNIC CityLabs auch weitere Vertreter*innen aus Wissenschaft, Stadt und Stadtgesellschaft. Insgesamt nahmen 107 Personen an dieser Veranstaltung teil. Ziel dieses UNIC CityLabs war es, auf Grundlage der in dem ersten UNIC CityLabs gefundenen Problem- und Fragestellungen, den Teilnehmenden konkrete Handlungsempfehlungen mitzugeben, um Rassismus in Institutionen zu bekämpfen bzw. der Möglichkeit des Auftretens von Rassismus etwas entgegenzusetzen.
Nach Grußworten von Prof.in Dr. Isolde Karle, Prorektorin Ruhr-Universität Bochum für Diversität, Inklusion und Talententwicklung und von Dietmar Dieckmann, Dezernent für Bildung, Integration, Kultur und Sport der Stadt Bochum fand eine Podiumsdiskussion unter Leitung von Dr.in Asmaa El Idrissi von der SWANS Initiative statt. An dieser nahmen Prof. Dr. Karim Fereidooni, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaft; Norbert Koop, Leiter Musikschule Bochum; Helene Goltz, E.ON Deutschland, Personalentwicklerin & Diversity-Expertin sowie Ikram Errahmouni-Rimi, Juristin und Expertin für diskriminierungssensible Organisationskultur sowie für Antidiskriminierung und Rassismus in Gesellschaft und Polizei teil.
So wurde diskutiert, wie effektive Maßnahmen gegen Rassismus bei der Polizei, im Bildungssystem und in der Wirtschaft aussehen könnten. In der Regel gibt es nicht die eine effektivste Maßnahme zur Bekämpfung von Rassismus, sondern es benötigt viele kontextspezifische Maßnahmen. Besonders wichtig ist jedoch, Möglichkeitsräume zu schaffen, und eine Institutionsleitung zu haben, welche sensibel für Ungleichheitsstrukturen und offen für neue Vorschläge ist. Denn nur wenn Institutionen ihre Strukturen ändern und Barrieren abbauen, können Institutionen im nächsten Schritt ihre Mitarbeitenden qualifizieren und für das Thema Rassismus sensibilisieren.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion präsentierten die Studierenden ihre Ergebnisse aus der Lehrveranstaltung „Rassismus und Rassismuskritik in post-industriellen Städten. Ein Lehrforschungsprojekt“ in Form eines Videos. Das Video beleuchtet verschiedene Aspekte und bewährte Praktiken der inklusiven und antirassistischen Erwachsenenbildung, basierend auf Interviews mit Expert*innen aus Bochum und Cork.
Nachfolgend konnten die Teilnehmenden zwischen drei Werkstattangeboten wählen, um eine im ersten UNIC CityLab identifizierten Problemstellungen tiefergehend mit dem Moderator*innen und anderen Teilnehmenden zu diskutieren:
- „Wer hat die Macht? (Weiße) Privilegien sichtbar machen“ moderiert durch:
- Inga Sponheuer, Beauftragte für Diversity Management aus dem 360° Programm der Musikschule Bochum
- Nathalie Eleyth, Evangelisch Theologische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum
Zum Bewusstwerden weißer Privilegien haben die Teilnehmenden zunächst über Statements von Peggy McIntosh‘s „Unpacking the Invisible Knapsack” („Den unsichtbaren Rucksack auspacken“) diskutiert. Auf Grundlage dieser Diskussion wurden dann individuell Ideen gesammelt, welche Veränderungen sich die Teilnehmenden an ihren Institutionen vorstellen könnten und diese im Anschluss geclustert. Hierbei ging es um Fragen, wie die Sichtbarkeit von BIPoC erhöht, BIPOC gezielt gefördert (finanziell und ideell) und Strukturen umgewandelt bzw. rassistische Strukturen abgebaut werden könnten.
- „Empowerment und Safer Spaces für Menschen mit Rassismuserfahrung“ moderiert durch:
- Hanan Schatz aus der Stabsstelle Integration Stadt Bochum
- BIPoC denken, einem studentischen Netzwerk der Ruhr-Universität Bochum.
In dem Workshop gingen die Teilnehmenden der Frage nach, was können Institutionen tun, um die Gründung und Etablierung von safer space für BiPoC zu unterstützen und haben für alle Interessierten konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet.
Zur Gründung eines Netzwerkes / safer space ist initial eine Bestandsanalyse in der Institutionen durchzuführen, um zu erfahren, wer sich bereits mit dem Thema Diversität beschäftigt, ob es Ansprechpersonen für BiPoC gibt bzw. bestehende/ehemalige safer spaces/Netzwerke für andere Diversitätsdimensionen, die ihre Erfahrungen teilen könnten? Anschließend sind konkrete Ziele und Zielgruppen zu definieren, sowie Maßnahmen zur Erreichung der Ziele und mögliche Herausforderungen zu erarbeiten. Hierzu ist es hilfreich sich mit internen sowie externen Netzwerken / safer spaces unterschiedlicher Diversitätsdimensionen inklusive BiPoC auszutauschen, um geeignete Maßnahmen zu identifizieren, ebenso wie weiteren Unterstützer*innen und der Personalverwaltung.
Zur Etablierung des Netzwerkes ist ein Kernteam, dass die Verantwortung und Organisation der Netzwerkarbeit übernimmt ebenso wie eine gute Öffentlichkeitsarbeit unerlässlich. Die eigentliche Netzwerkarbeit orientiert ist an den o.g. Zielen der Institution. Ist die Einrichtung eines safer space das Ziel werden Empowerment-Workshops für die Teilnehmenden empfohlen.
Steht ein Kulturwandel in der eigenen Institution im Fokus ergeben sich weitere Handlungsoptionen: Gespräche mit der Führungsebene zu Themen, die für BiPoC wichtig sind (Personalabteilung, Dezernenten); Gespräche mit der Personalvertretung zur Förderung von Diversität; Zusammenarbeit mit Fachbereichen, die sich mit Strukturveränderungen und Wandel beschäftigen (Strategiemanagement); Struktureller Diskriminierung entgegenwirken: Erarbeitung eines diversitätssensiblen Bewerbungs- und Auswahlverfahrens, Prüfung von Diskriminierung bei der Chancengleichheit von Aufstiegsoptionen, Sichtbarmachung der mangelnden Repräsentanz von BIPoC; nach Absprache ist auch zu überlegen, ob externe Pressearbeit gewünscht ist.
- „Antidiskriminierungspolitik in Institutionen – Richtlinien, Beratung und mehr“ moderiert durch:
- Dr. David Berchem, Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW
- Michalina Trompeta, der Antidiskiminierungsbeauftragte der Ruhr-Universität Bochum
Wichtig für Institutionen, die eine Antidiskriminierungspolitik etablieren wollen, ist es, mehrere Bausteine der Antidiskriminierungsarbeit parallel zu etablieren. Zuerst müssen Diskriminierungsrisiken in der Institution identifiziert werden z.B. durch Umfragen oder auch Status Quo Analysen. Auf den Erkenntnissen aufbauend, könnten für die Institution Richtlinien oder ein Code of Conduct zur Bekämpfung von Diskriminierung erarbeitet und verabschiedet werden.
Gleichermaßen sollten parallel Ansprechpersonen und niedrigschwellige Beratungs- und Beschwerdestellen aufgebaut und in der Institution bekannt gemacht werden. Kontinuierlich von den Beratungs- und Beschwerdestelle ist in den zentralen Kommunikationskanälen der Institution ist dann wichtig, so dass das Vorhandensein dieser Stellen nicht in Vergessenheit gerät. Unterstützt werden sollte dies durch die Institutionsleitung, indem Fortbildungen zur Prävention sowie Unterstützung bei Empowerment und Vernetzung angeboten werden.
Außerdem benötigt es eine passgenaue Ansprache jener Personen, die von Diskriminierung betroffen sein könnten, indem diese über die neu etablierten Strukturen informiert werden. Für jene Personen, die meinen, dass das Thema Rassismus sie nicht betrifft, werden sachliche Argumente benötigt, um diesen zu erläutern, wieso das Thema Rassismus auch für sie relevant ist.